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Editorial

Liebe Leser Das «Schriftdeutsche gehört unabdingbar zur Schweiz, dank ihm partizipiert sie an einem grösseren Kulturraum, der wiederum ohne sie nicht denkbar ist.» Hugo Loetschers Verteidigung der sogenannten Hochsprache ist nun bereits einige Jahrzehnte alt. Die hiesigen Spannungen zwischen Mundart und Hochdeutsch gehen jedoch viel weiter zurück – und sind weiterhin omnipräsent. Zürich «stärkt» seit […]

Liebe Leser

Das «Schriftdeutsche gehört unabdingbar zur Schweiz, dank ihm partizipiert sie an einem grösseren Kulturraum, der wiederum ohne sie nicht denkbar ist.» Hugo Loetschers Verteidigung der sogenannten Hochsprache ist nun bereits einige Jahrzehnte alt. Die hiesigen Spannungen zwischen Mundart und Hochdeutsch gehen jedoch viel weiter zurück – und sind weiterhin omnipräsent. Zürich «stärkt» seit Mitte 2011 den Dialekt schon im Kindergarten: die Initiative «Ja zur Mundart» verlangt, Mundart als einzig zulässige Sprache im Kindergarten vorzuschreiben. Vergessen geht dabei, dass die deutsche Sprache mehrsprachig ist – und das Beherrschen des einen das andere fördern kann. Denn schon Loetscher gab zu bedenken: «Was sich als Stärkung der eigenen Kultur ausgibt, ist ein Beitrag zu deren Verarmung, ein Kuhglocken läutender Selbstbetrug.»

Wir leisten diesen Monat einen Beitrag zu einem gelassenen und neugierigen Umgang mit der deutschen Mehrsprachigkeit. Das tut auch Nora Gomringer. Von sich selber sagt die Poetin im Interview, dass sie im Gedicht «wohne». Die «deutsche Schweizerin» weiss aber, dass dies nicht alle tun. Und ist überzeugt, dass uns die Lust an der Schönheit der Sprache vor allem in der Schule abtrainiert wird – mit ungeahnten Folgen.

Während Zoë Jenny in der Toskana an ihrem neuen Roman schreibt, begeben sich neue Kolumnisten auf das Experimentierfeld im «Literarischen». Deshalb begegnen Sie Nora Gomringer auch bereits vorher: sie fährt für uns ein Jahr lang ihr «Literarisches Periskop» aus. Neu mit an Bord ist auch der Basler Schriftsteller und Liedermacher Roger Monnerat. In seiner Kolumne «trucs, machins, choses» (frei nach Serge Gainsbourg) widmet er sich skurrilen «Dingen» und fängt diese für uns buchstäblich ein.

Lesestoff aus Graubündens Dorfbeizen finden Sie mit einem Auszug aus Arno Camenischs «Ustrinkata» auf S. 12. Aus dem Tessin meldet sich diesen Monat Claudia Quadri – und wem das alles nicht exotisch genug ist: Christian Krachts heiss diskutierter, neuer Roman «Imperium» entführt Sie in die Südsee. Dort, und das ist für einmal keine Krachtsche Skurrilität, spricht man übrigens auch Hochdeutsch… noch!

Ich wünsche Ihnen eine gute Reise!

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