«Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. – Nachmittag Schwimmschule.» Das lakonische Notat vom 2. August 1914 steht nicht in einem Schulgemeindeprotokoll, sondern im Tagebuch eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts: Mit zwei Sätzen, scheint es, handelt Franz Kafka das Weltereignis ab und taucht ins Privatleben ein. Hat die Schweizer Literatur mehr zum Krieg zu […]
Als Wink Gottes deutete Bullinger die eidgenössischen Schlachtsiege, und Lavater besang die heldenhaften Schweizer Kämpfer in pathetischen Liedern: Seit dem Mit-telalter prägt das Reden, Schreiben und Singen vom Krieg das helvetische Selbstbild – Anklänge daran sind bis heute zu vernehmen.
Zwischen 1914 und 1976 haben sich hiesige Autoren auf vielfältige Weise mit dem erhofften, durchlebten, stilisierten oder verdammten Krieg auseinandergesetzt. Ein Spaziergang durch Kriegstexte aus helvetischen Federn.
Freundlich sind dort die Menschen. Sie haben das schöne Bedürfnis, einander zu fragen, ob sie einander unterstützen können. Sie gehen nicht gleichgültig aneinander vorbei, aber ebenso wenig belästigen sie einander. Liebevoll sind sie, aber sie sind nicht neugierig. Sie nähern sich einander, aber sie quälen einander nicht. Wer dort unglücklich ist, ist es nicht lange, […]
Seit es Literatur gibt, gibt es Kriegsgeschichten. Am besten sind jene, die auf Einzelpersonen fokussieren – ohne sie zu Helden zu stilisieren. Sagt Charles Lewinsky, der in seinen Romanen versucht, die nicht erlebte Kriegszeit «wahr» zu erfinden. Ein Gespräch über das tragische Schreiben von glücklichen Nachgeborenen.
In seinem Tagebuchroman «Der Innerschweizer» provoziert eine Basler Studenten-WG eine kriegerische Invasion der Sowjetunion am Rheinknie. Hier erklärt der Historiker und Schriftsteller Urs Zürcher, wie er der Denkunmöglichkeit «Krieg in der Schweiz» ein literarisches Schnippchen schlug.