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Matto Kämpf: «Heute Ruhetag»

Matto Kämpf:
«Heute Ruhetag»

 

«Postmodern» ist ein abgenutztes und weichgekautes Wort. Das Werk eines exzentrischen Architekten lässt sich damit ebenso bezeichnen wie der neuste japanisch-norwegische Arthouse-Film mit englischen Untertiteln. Von Mode über Sport bis hin zu Barkeeping wird alles darunter taxiert – ohne dass man wüsste, was genau das sein soll, dieses Gefühl «unserer» Zeit, das sich am Hang zur Pluralität, zu Kombination und Rekombination von Formen, Ideen, Anschauungen, kurz: am stetigen Überschreiten von Grenzen, zeigt.

Schweizer Literatur ist auf den ersten Blick eine eher schlechte Adresse für das, was noch am ehesten unter «postmodern» zu verbuchen ist. Seit der Jahrtausendwende aber melden sich vermehrt junge Schriftsteller wie Dorothee Elmiger, Michel Mettler oder Jürg Halter zu Wort, um der helvetischen Literaturszene Staub und Engstirnigkeit auszutreiben. Auch das neue Werk von Matto Kämpf könnte man als postmodern bezeichnen. Wie bereits in «Kanton Afrika» und «Tierweg 1» verbindet Kämpf scheinbar Absurdes mit allzu Realem – bis die Grenzen zwischen Erfundenem und Nichterfundenem verschwinden. Auch sein neues Werk «Heute Ruhetag» ist eine Gratwanderung zwischen Fiktion und Realität. In kurzen Anekdoten und Essays erzählt Kämpf mal augenzwinkernd, mal nachdenklich aus seinem Leben, schreibt aber spontane Gebote à la «15. Du sollst den Anbieter nicht wechseln» nieder.

Kämpfs Stärke liegt in der Prägnanz – und die tritt am deutlichsten zutage, wenn er Dialekt schreibt. Der schriftdeutsche Bericht über eine Indienreise hingegen bleibt trocken und hat viel weniger Wucht als die Kurz- und Kürzestgeschichten. Allein die Zeile «Dr Tod het mir es SMS gschribe. Är het Angscht vor mir» erzählt eine ganze Story. Auch die bildlastige Rubrik «Erheiternde Autokorrektur-Vorschläge» versteht man mit so gut wie keinen Worten.

«Heute Ruhetag» ist ein Mosaik, bestehend aus Gedanken und Aphorismen, mit einer thematischen Bandbreite, die von fiktiven sumerischen Strafregistern, unbekannten Phobien oder Verschwörungstheorien («Der Gotthard-Durchstich wurde von der NASA inszeniert») bis hin zu den beliebtesten Lehrersprüchen seit 1950 reicht.

Ob man Kämpf nun mit «postmodern», «retro» oder einem anderen Label etikettieren soll, lässt sich nach der Lektüre nicht sagen. Gut so! Bleibt zu hoffen, dass Kämpfs künftige Bücher dies genauso in der Schwebe lassen.

Matto Kämpf: Heute Ruhetag. Bern: Der gesunde Menschenversand, 2016.

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