Zukunft schreiben
Schweizer Literatur zwischen Science-Fiction, Utopie und Weltuntergang
Raumschiffe, Cyborgs, fremde Wesen: die Science-Fiction ist über Hollywoods Megaproduktionen längst in der gesellschaftlichen Mitte angelangt – und erfreut sich grosser Popularität. Wenig bis nichts weiss man hingegen über die hiesigen Zukunftsvisionen und Alternativweltgeschichten. Dabei scheint gerade die helvetische Konföderation ein fruchtbarer Hort für soziale Experimente und Zukunftsdenken zu sein. Das SNF-Forschungsprojekt Conditio extraterrestris, das sich mit der Literatur des ausserirdischen Raumes beschäftigt, hat für uns den Science-Fiction-Sonderfall Schweiz genauer betrachtet. Jonas Lüschers Kurzgeschichte über «den Geographen» spielt an einer Quelle weit entfernt von hier – oder vom Jetzt? Dass Sci-Fi-Romane immer auch Rückschlüsse auf die Gegenwart ihrer Entstehungszeit zulassen, erklärt der Leiter des einzigen Schweizer Science-Fiction Museums, Marc Atallah. Den Umkehrschluss, also dass Romane das Zeug haben, die Zukunft vorauszusagen, hält der Physiker hingegen für abwegig. Und auch die Literaturwissenschafterin Sabine Haupt glaubt nicht an die Umsetzbarkeit der Technikphantasien, denen die «Transhumanisten» erliegen – auch wenn gewisse Tech-Fiktionen heute unseren Alltag bestimmen. Zwei, die ihre je eigenen Dystopien geschrieben haben, sind François Höpflinger und Heinz Helle. Die beiden tauschen sich erstmals – und exklusiv für dieses Magazin – übers Schreiben, das Forschen und das Leben aus. Noch populärer ist Science-Fiction allerdings jenseits des Röstigrabens, in der Romandie. Warum? Jean-François Thomas versucht sich an einer Erklärung – und Vincent Gerber gibt mit «SuissID» gleich noch eine Kostprobe.
Für die Unterstützung bei der Lancierung dieses Schwerpunktes danken wir der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.