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Rolf Lappert: «Pampa Blues»

Rolf Lappert:
«Pampa Blues»

 

«Bumm» macht es, so zeichnen viele Medien das Bild der Jugend, wenn beim Ego-Shooter die Granate explodiert, auf dem Pausenplatz schmutzige Filme angeschaut werden oder ein junger Raser das Auto gegen einen Baum fährt. In Rolf Lapperts erstem Jugendroman ist von all dem nicht die Rede, obwohl der 17jährige Ben miterleben muss, wie ein ehemaliger Tschetschenien-Kämpfer nicht mehr mit dem Leben zurechtkommt, er gern wüsste, «wie sich ein nacktes Mädchen anfühlt», und er Autos über alles liebt. Aber das tönt bereits spektakulärer, als es normalerweise im Nirgendwo oder eben im Kaff Wingroden zu und her geht. Denn für Ben ist «Bumm» das sichere Zeichen, dass sein seniler Grossvater Karl bereits wach und an seiner Lieblingsbeschäftigung ist: blaue Papierschnipsel mit Leim bestreichen und mit dem Handballen – «Bumm» – an die Wand hauen, bis diese vollständig tapeziert ist.

Bens Vater ist gestorben, als er neun war, seine Mutter tingelt mit ihrer Betty Black & The Emerald Jazz Band durch europäische Zweitklassschuppen und will nicht mehr nach Hause kommen. Es bleibt Ben also nichts anderes übrig, als sich um seinen Grossvater zu kümmern, bei dem er eine Lehre als Gärtner begonnen hatte, obschon er lieber Fahrzeugmechaniker geworden wäre. Er tut dies liebevoll, auch wenn er ihm dann und wann den Tod wünscht. Ben träumt davon, mit einem VW-Bus nach Afrika abzuhauen. Gleichzeitig haftet der Pampa Blues fest an ihm. Von jugendlichem Aufbegehren ist wenig zu spüren, der Elan und die Umtriebigkeit seines erwachsenen Freundes Maslow gehen ihm vollkommen ab. Dessen neuste Idee findet er nur peinlich: Um die Wirtschaft in Wingroden anzukurbeln, lässt er nachts ein selbstgebasteltes UFO herumfliegen. Die Presse soll davon berichten und den Ort zu einem Pilgerort der UFO-Gläubigen machen, denn «die Menschen wollen an UFOs und Ausserirdische glauben!», so Maslows Meinung. Und siehe da, eine erste Reporterin scheint sich schon für den Fall zu interessieren. Die junge Lena bringt gleich das ganze Dorf durcheinander, und Ben sowieso.

Die skurrile Idee mit dem UFO hätte in einem «Erwachsenenroman» so nicht funktioniert, und auch sonst wirkt in Rolf Lapperts neustem Wurf einiges etwas gar konstruiert. Zudem darf man bestimmt auch jungen Leserinnen und Lesern raffiniertere Vergleiche als «zwischen uns klafft eine Lücke, so gigantisch wie der Grand Canyon» oder «sie schwimmt wie ein Fisch» zumuten. Trotzdem ist Lappert eine vielschichtige Geschichte gelungen, die vor Ideen sprudelt und die vor allem dann berührt, wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen und Bens Ringen mit seinen Gefühlen beschrieben werden. Stellt sich nur noch die Frage, ob der gemächliche Buchanfang den Verlockungen von Handy, Internet, Sportplatz und Fernsehen standhält. Wir wollen der Kraft von Geschichten glauben!

Rolf Lappert: Pampa Blues. München: Hanser, 2012.

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