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Aller Anfang liegt beim Autor

Wenn wir uns die ganze Kette der literarischen Produktion genauer anschauen und die Rollen der Erschaffer, Vermittler, Produzenten, Wiederverkäufer und Konsumenten untersuchen, muss der Autor zuerst betrachtet werden. Denn er hat als Schöpfer, zwar mehrheitlich noch unbewusst, den grössten Einfluss auf die digital-literarische Zukunft. Aller Anfang ist schwer! Die digitale Spielwiese ist geöffnet, sie ist […]

Aller Anfang liegt beim Autor
André Gstettenhofer, photographiert von Michel Gilgen.

Wenn wir uns die ganze Kette der literarischen Produktion genauer anschauen und die Rollen der Erschaffer, Vermittler, Produzenten, Wiederverkäufer und Konsumenten untersuchen, muss der Autor zuerst betrachtet werden. Denn er hat als Schöpfer, zwar mehrheitlich noch unbewusst, den grössten Einfluss auf die digital-literarische Zukunft.

Aller Anfang ist schwer! Die digitale Spielwiese ist geöffnet, sie ist bereit für experimentierfreudige Geister, der Eintritt ist frei und sie bietet unzählige neue Möglichkeiten. Ein Beispiel für genutzte kreative Freiheit im Netz ist Björks Album «Biophilia», das als Gratis-App erschien und für das man nach und nach die Songs per Einkauf komplementieren konnte. Ähnliche Projekte in der Literatur, zumal von einflussreichen Autoren, sind mir bisher nicht bekannt. Warum nicht? Es scheint, momentan beschränkten sich die Autoren aufs Verfassen von Texten, deren einziger digitaler
Aspekt es ist, dass sie per Textverarbeitung notiert werden – nicht mehr mit der Feder im Moleskine.

Aller Anfang liegt beim Verleger? Im Zuge einer in meinem Verlag veröffentlichten Anthologie ist mir das Duo «Irgendwo in Texas» aufgefallen, da sein Beitrag zum Band literarisch und konzeptuell überzeugte, das Duo aber auch performativ auftritt. Diese künstlerische Arbeit nahm vor meinem geistigen Auge sogleich verlegerische Form an, allerdings im Wissen, dass das analoge Textbuch dafür ungeeignet ist. So entstand die Idee einer App – und die erscheint noch 2014.

Aller Anfang ist schwer? Eigentlich nicht. Was es zum digitalen Anfangen braucht, ist nicht mehr als ein Gefüge von Autoren mit einer Affinität zum Digitalen sowie Verlegern mit etwas Experimentierwillen. So entstehen genuin digitale literarische Projekte, deren Digitalität nicht nur Gimmick oder Selbstzweck ist, sondern harmonisch eingefügter und fast schon zwingender Bestandteil. Und, nun ja, dass Björks App-Album nach dem ersten medialen Hype dann doch ein Flop war, schreiben wir jetzt mal der schwierigen Musik zu, nicht dem Gesamtkonzept.

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