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In dieser Ausgabe

Editorial

Schwerpunkt «Schreibrausch»

Es schreibt.

Was haben wir dem Geniekult nicht alles zu verdanken. Schiller und Goethe in Endlosschlaufen. Die Erwartung an Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ihre Texte in nächtlichen Schaffenseskapaden eher zu entbinden als zu schreiben. Schreibpornographische Anwandlungen, zelebriert auf Social Media: Stapel handschriftlich vollgesudelter Blätter auf allen Timelines. Die Vorstellung eines ungestümen Schreibrauschs, der sich auf unausgeschlafene Schreiberinnen und […]

Einmalig leicht

Schreiben – ein Rausch? Schreiben ist eine Qual. Begleitet von Zweifeln an mir und Zweifeln an der Sache. Ich steige nur ungern in diesen dunklen Keller hinab. Ich tue es, weil Glanz, Ruhm und Geld die Mühen wert sind. Einen Schreibrausch habe ich ein einziges Mal erlebt. Er dauerte von Februar bis August im Jahr […]

Abbildung 2: Hans Morgenthaler, Brief an Elisabeth Thommen (Schweizerisches Literaturarchiv, Bern/Nachlass Hans Morgenthaler).
In den Rausch schreiben

Der erste Kontakt zwischen dem Verleger Egon Ammann und seinem künftigen Hausautor Thomas Hürlimann beginnt mit einer Irritation. Bei einem Aufenthalt in Berlin um 1980 will Ammann die Gelegenheit nutzen, sich mit Hürlimann spontan zu verabreden. Doch bekommt er auf Anfrage zunächst eine abschlägige Antwort: Es gehe erst abends, da Hürlimann tagsüber «feste Bürozeiten» einhalte. […]

Der Eroberer und Emperor

Michael Fehr ist Erzähler und zweifacher Literaturpreisträger des Kantons Bern sowie Träger des Klagenfurter Kelag-Preises. Sein neuestes Werk «Glanz und Schatten», aus dem der Text «Der Eroberer und Emperor» stammt, ist im März im Verlag Der gesunde Menschenversand erschienen. Lassen Sie sich von ihm, wortgewandt wie abenteuerlustig, entführen in eine Welt kolossaler Imaginationen. Wir danken […]

Welch Einfall

Michael Fehr ist Erzähler und zweifacher Literaturpreisträger des Kantons Bern sowie Träger des Klagenfurter Kelag-Preises. Sein neuestes Werk «Glanz und Schatten», aus dem der Text «Welch Einfall» stammt, ist im März im Verlag Der gesunde Menschenversand erschienen. Sind Sie waghalsig genug für eine Reise ins Herz einer alles andere als phantasielosen Familie – und darüber […]

Laura Wohnlich, photographiert von Christian Knörr.
Wenn es läuft

Berlin-Charlottenburg, Hotel Kaiser: Es ist der Morgen nach einer ordentlich durchzechten Nacht, wie sich das gehört für diese Stadt. Was sich weniger gehört: der Wecker hat geklingelt. Um acht Uhr früh. Aber das hat einen bestimmten Grund: ich bin hergekommen, um zu arbeiten. Dies ist mein ganz persönliches Schreib-Weekend, nur ich und mein Laptop und […]

Der Schreibrausch und ich (1)

Eine bestimmte Art von Text – ich nenne ihn «den maschinellen» – kommt aus der Versenkung. Wenn er drängt, weiss ich, es gibt ihn schon, ich muss ihn nur noch aufschreiben. Es ist der entgegengesetzte Prozess zum Pullover im Trickfilm, der zum Faden wird. Tom oder Jerry ziehen daran und merken es nicht. Der Text […]

Der Schreibrausch und ich (2)

Man kann nicht vom Schreibrausch reden, ohne zuzugeben, was die Substanz des Schreibjunkies ist: die Sprache. Sprachen schmecken und wirken verschieden. Englisch würde ich mit dem letzten Jägermeister gleichsetzen, den man trinkt, bevor die Lichter ausgehen. Französisch ist eher wie Kokain – wegen dem Geschmack und der bombastischen Grammatik. Nun erwarten Sie bestimmt, dass ich […]

Der Schreibrausch und ich (4)

Wolfgang Amadeus Mozart: «Es ist alles kalt für mich, eiskalt.» – Arbeit eines kühlen Kopfes, eines pfeilschnellen Federkiels. – Rausch als im Widerspruch zur Meisterung und geistigen Durchdringung. – Als Künstler misstraue ich dem Rausch, den ich als Privatperson nicht durchwegs meide. – Rauschgold: dünngewalztes Messingblech, bei Bewegung knisternd. – Neues und Unwahrscheinliches in luzidem […]

Kolumnen

Über die Fuorcla Zadrell

Dass ihm Fahrgäste beim Einsteigen ein Glas Marmelade schenken möchten, ist der Chauffeur dieses Postautos in Klosters nicht gewohnt. Verdutzt legt er, nachdem er verstanden hat, dass wir doch auch mit Geld bezahlen wollen, die fremde Ware in jene Mulde, aus der man üblicherweise das Rückgeld klaubt, überblickt im Rückspiegel die wenigen Reisenden, legt den […]

Brief aus dem Tessin (nove)

Vor deiner Haustür liegt nun viel trockenes Laub, / seit du gestorben bist, wischt es niemand mehr auf. / Du machst dich auch morgens in der Früh nicht mehr frisch / und schaust auch, den Tag begrüssend, nicht mehr um dich. / Auch der Postbote geht nun an deiner Haustür vorbei / und sagt nicht […]

Brief aus der Romandie (neuf)

Ich halte bisweilen inne unter einem Wort / Unsicheres Obdach für meine Stimme die zittert / Und gegen den Sand ankämpft / Doch wo ist meine Wohnung / Oh Dörfer des Windes / So rück ich von Wort zu Wort / Zum ewigen Schweigen vor.» Am 16. Januar 2017 starb die Dichterin Anne Perrier 94-jährig […]

Rezensionen

Was die Redaktion sonst noch las…

Irvine Welsh «Skagboys» (Heyne, 2015; übersetzt von Daniel Müller) / Die Szene, die Mark Renton zu dem Mark Renton macht, den Millionen von Kinobesuchern bei einem Tauchgang in eine Toilette (und beim kalten Entzug) beobachteten, hat es in sich: Mit seinem Vater Davie und dessen Gewerkschaftskollegen nimmt er am Bergarbeiterstreik vor der Kokerei in Orgreave […]

Ausgezeichnet

Photographiert von Corinne Stoll.
Schweizer Grand Prix Literatur

Pascale Kramer  «Ania redécouvrait le silence et la liberté intimidante, invraisemblable, qui avait été la sienne les soirs où Gabriel partait dormir à Monceau. Elle se rendit dans la cuisine, trouva dans le frigo un plat préparé pour son père par Jacqueline, un hachis daté du samedi de sa mort. Une seule des trois appliques […]

Joshua

Hinter dem Schulhaus gab es einen kleinen Hügel. Dort sassen wir und blickten am Kirchturm vorbei auf die Dieselramme, die unten am See stand und Pfähle in die Erde trieb. Weisse Schwaden stiegen auf, wann immer der Fallblock aufschlug, erst Sekunden später hörten wir den dumpfen Knall. Wir versuchten, im Takt zu rauchen, den die […]

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