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Der Eroberer und Emperor

Michael Fehr ist Erzähler und zweifacher Literaturpreisträger des Kantons Bern sowie Träger des Klagenfurter Kelag-Preises. Sein neuestes Werk «Glanz und Schatten», aus dem der Text «Der Eroberer und Emperor» stammt, ist im März im Verlag Der gesunde Menschenversand erschienen. Lassen Sie sich von ihm, wortgewandt wie abenteuerlustig, entführen in eine Welt kolossaler Imaginationen. Wir danken […]

Michael Fehr ist Erzähler und zweifacher Literaturpreisträger des Kantons Bern sowie Träger des Klagenfurter Kelag-Preises. Sein neuestes Werk «Glanz und Schatten», aus dem der Text «Der Eroberer und Emperor» stammt, ist im März im Verlag Der gesunde Menschenversand erschienen.

Lassen Sie sich von ihm, wortgewandt wie abenteuerlustig, entführen in eine Welt kolossaler Imaginationen.

Wir danken dem Autor und dem Verlag für die Zusammenarbeit.

 

 

 

Alles
was mich je sieht
glaubt
dass ich
vierschrötig
mit Hagelschuhen
Walfischhaxen
kolossalem Kreuz
Fettwanst
prallem Brustkorb
Stiernacken
Dickkopf
Bockstirn
drallem Blick
Prahlmaul
noch als Troll mit Löwenpranken einen schönen
Baum fälle
aus dem Stamm zwei Stöcke mache
allem
was Haut hat
das Fell gerbe
dass es spritzt
mit den Stöcken hacke
dresche
brätsche
prügle
Stierleder
anderes Tierleder vermöble
auf dass es platze

Doch nach der Jugend habe ich Lust auf Tugend
klettere in das Gewölk empor
um mich zu besinnen
alles glaubt
was ich staune
als ich droben den Dunst leer finde
leerer als leer
finde Rechner
Schreiber
andere Apparate
anderes Abartiges
verirrte Menschen
verwirrte
die nicht wissen
was sie tun
noch weiss ich
was ich tun soll
besaufe mich mit Met besinnungslos
blase in Eintracht Trübsal

Nach dem Frust klettere ich von der umwölkten
Stirn auf die Felder herab
habe doch noch Lust im Umkreis der Erde den
Mantel zu prügeln
finde eine verwanzte Stadt
in der es von Gesindel wimmelt
stampfe alles ein
mache mit allfälligen Ausreissern
die reden
schreien
winseln
nicht Federlesen
die Menschen schonen
das mache ich nicht
ramme die Kröten ungespitzt
mit den Köpfen nach unten in den Boden
alles
was querfeldein stapft
sieht im Dunstkreis der Stadt Schuhe aus der Erde
ragen

Noch als Koloss
Rübezahl
pfiffig
intelligent
sentimental
einfach clever
habe ich Lust zu prügeln
klopfe allem
was Haut
Fell
Mantel hat
den Pelz aus
zerre mir letal von Walfisch
Bock
Löwe
Mensch
Wanze
Kröte den Skalp ab
quetsche den Saft aus den Poren
stretche das Leder kreuzweise
finde immense Rahmen
von Dimensionen
dass es mir gefällt
spanne je eine gegerbte Haut auf die Kreise
dresche mit den Stöcken los
alles glaubt
was das hagelt
scheppert
kracht
als ich das Mobiliar verschrotte

»
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