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«Herr Mezger,
haben Sie manchmal Schreibblockaden?»

Schreibblockaden sind etwas für Anfänger. Schreibblockaden haben bloss Leute, die keine Ahnung haben, wie Schreiben geht.

«Herr Mezger,  haben Sie manchmal Schreibblockaden?»
Daniel Mezger, zvg.

Es ist wie mit Gott, wie mit der Überfremdung. Man erfindet Wörter für Dinge, die es nicht gibt, und weil man sie benennen kann, scheinen sie zu existieren: Gott, Überfremdung, Schreibblockade.

Das Bild: Hinter dem schönsten Anfangssatzanfang («Es war eine dunkle und stürmische Nacht») blinkt der Cursor ins Leere, denn der Nichtschreiber kommt nicht weiter, leidet körperlich am Text, am Schreiben, am Zimmer, am Planeten. Er wird aufgefressen von Erwartungen an sich selbst, denkt an sein erstes Werk, in einer einzigen langen Nacht rausgehauen, von der Presse gefeiert. Und er weiss ganz genau, was er nun schreiben wollte, doch er bringt nichts zustande.

Schön auch: Jetzt muss er raus, jetzt muss er sich an die nächstbeste Bar oder Frau werfen, später kann er ja darüber schreiben, falls er sich je wieder in die Kammer traut.

Warum bringe ich nichts aufs Papier? Schreibstau.

Warum lassen sich zwar problemlos Entkrampfungsübungen absolvieren (eine Geschichte nur mit dem Buchstaben A), aber wenn ich richtigen Text mit Anspruch in die Tasten hauen soll: Schreibstau?!

Schreibblockade. Prima Sache. Hatten schon die Grossen des Berufs, kann man überall nachlesen, Kafka, ich sage nur Kafka, wenigstens eine Sache haben wir gemeinsam.
Gemein nur: Schreibblockade gibt es nicht.

Schreibblockaden sind etwas für Anfänger. Schreibblockaden haben bloss Leute, die keine Ahnung haben, wie Schreiben geht.

Wie geht Schreiben? So:

Man sitzt vor dem blinkenden Cursor, kommt nicht hinaus über einen Satz, bekommt nicht die einfachste Szene aufs Blatt, obwohl man sie bereits tagelang getagträumt hat. Man liest wahllos Passagen aus Eigenem («Unübertreffbar! Wer hat das geschrieben?») und wühlt die Kritiken aus der Schublade («Hm, irgendwie hatte ich die hymnischer in Erinnerung»), man denkt an die Grossen des Berufs, die in einer Nacht Meisterwerke hingehauen haben, Kafka, ich sage nur Kafka. Aber die hatten es ja auch gut, die durften zwischendurch Schreibblockaden haben. Und ich? Ich lebe in einer gottlosen Welt und muss mit der Erkenntnis umgehen: Es ist nicht die Schreibblockade, die mich hindert; das bin ganz allein ich, der nicht weiterkommt.

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