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Pedro Lenz: «Di schöni Fanny»

Pedro Lenz:
«Di schöni Fanny»

 

Glücklich schliesse ich das Buch und lese den Satz auf dem Rücken: «Ihres Strahle isch aasteckend gsi und i ha ddänkt, dass ds Läbe mängisch, wenigschtens für ne churze Momänt, genau eso isch, wis sött si, nämlech sehr guet.» Ja, genau, sehr gut!

Jackpot, Schriftsteller, will Louis besuchen, seinen Malerfreund – da kommt eine Frau zur Türe raus, dass Jackpot «grad e Schritt zrügg» muss, so schön ist sie. «Di het jetz aues, di Fanny», klärt ihn Louis später auf, dem sie Modell sitzt, genauso wie Grunz, dem zweiten Maler der drei Künstlerfreunde aus Olten. Keiner ist gefeit vor Fannys Zauber.

Plötzlich kreist alles um Fanny, die aber nur ab und zu auftaucht in der Geschichte, die Jackpot erzählt. Er möchte eigentlich seinen Roman schreiben, den er schon im Kopf hat, stattdessen geht er mit ihr ins Museum und auf den Creux du Van und wird eifersüchtig auf seine Freunde.

Eine unspektakuläre Geschichte, trotz der Ausgangslage – schöne, unerreichbare Frau bringt Männerfreundschaften in Gefahr. Sie ist stimmig und rund, diese Geschichte. Trotz allen bedienten Klischees: von Jackpots Bruder, der in Basel in der Pharmabranche Karriere gemacht hat und ihn finanziell unterstützt, über den alten Louis, der kaum je seine Krumme aus dem Mund nimmt, zu den Beizen, in denen immer jemand ist, den man kennt. Das ganz alltägliche Leben wird geschildert, mit all den Weis- und Wahrheiten, auf die man so kommt, in einer Sprache, wie man sie überall hört. Nur ist diese Sprache kunstvoller und perfekter, als die Alltagssprache sein kann, wie auch Fanny schöner und perfekter ist, als es eine alltägliche Frau sein kann. Die Sprache trägt die Geschichte, sie ist «eini, wo chli louft, eini, wo richtig tönt». Genau so, wie Jackpot sie möchte für seinen Roman: eine Sprache mit Rhythmus, «und dä Rhythmus mues me chli chönne dürezie, so dass me bim Läsen i ne Flow inechunnt». Dieser Rhythmus, dieser Flow tragen mich nicht nur durch die Geschichte, sondern verwandeln auch das Alltägliche der Geschichte in Kunst: «Aui Blingen ir Schwiz rede Bärndütsch, wöu aui z Zollikofen i d Blingeschueu si, und Zollikofen isch bi Bärn, auso rede di Blingen ir Schwiz eso, wi me z Zollikofe redt.»

Pedro Lenz: Di schöni Fanny. Muri b. Bern: Cosmos, 2016.

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