störton, echo
TREIBHAUS-Siegertext 3/2014
I.
körperdruck / muskelfasern, verhärtet
– blut schlägt durch
auf der innenseite der lider
sprenkelt das licht
darunter der raum, von innen
der körper klingt. geysirsprache,
im absprung
kauernd –
II.
dort: die stimmen
flüstern, ohne ton
im augenwinkel zuckt ein körper
und trotzdem, sind wir allein
der boden fällt, und bröckelt
– stille ist ein morsches dach,
auf das der regen schlägt
III.
luft ist die erste resonanz der stimme
und wir liegen darunter
nennen uns berge,
unverrückt, seit anfang schon
und immer, von irgendwo, der wind,
der durch die täler zieht, und das wasser,
das aus dem boden dringt
IV.
der tag splittert
die schroffen wellen, siehst du
wie sie sich krallen in die luft,
wie die schaumspitzen den sand aufwetzen
wir haben die falsche sprache gewählt –
störton, schweigen – im echo
sickern die worte
V.
an der nahtstelle dazwischen
pausiert das licht; und sprenkelt –
im gegenschlag schwebend
die luft ist durchgeschabt
durch die haut schimmert blut /
die wurzeln unter der nebelschicht –
das harz unter der rinde, die ringe
unter dem holz, einer nach dem andern
VI.
wir ordnen die knochen
in das gefüge ein, brechen den wind
in die ecken. in den ritzen fliesst
honig frei und zieht die fliegen
schwirrend an
von oben tropft teer auf die stirn
durch die löcher in der decke
– darunter liegt der körper
und wartet das wasser
VII.
die stimme ist verbunden
wie ein messer, mit wattentuch
die luft steht still
nur ein spatz am fenster rüttelt das licht –
ein braunfleckiges tier, den kopf
um den mittelpunkt knickend
im sekundenbruch frei / schreckfliegend
die flügel in panik gezuckt
VIII.
sagen wir, sehnsucht
ist ein weisses kleid –
die knöpfe über der brust gereiht
und eine angenähte tasche,
in der die hand alleine ruht
sagen wir, der ausschnitt im fenster
ist die ganze welt, oder welt genug
– der wind in den bäumen spiegelt
auf der haut, und nur die nacht ist sicher.
dann sind die fenster offen
atmen die luft, als wäre sie frei
und spüren den wind,
der an den knöpfen zieht
IX.
einmal schütteln wir den körper ab
das gesicht den mund
die haut, die die grenzen zeichnet
einmal reisst der nebel ein
und die luft dringt durch
stille taut auf, und wasser
tropft die worte weich
X.
die luft sickert selbst, am ende.
in der stille der dämmerung
bleibt nur die ruhe –
das licht im see entfiedert
die sich bäumende nacht
das wetterleuchten am ende des sees
– das bild bleibt ungebrochen
und nur der klang eines körpers
füllt das tal
wie er das wasser mit jedem zug teilt
und neu zusammenfügt