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Ustrinkata

Habt ihr den Rhein gesehen, fragt der Otto, jetzt ist dann mal gut, gell, der grosse Stein ist zur Hälfte im Wasser, und regnet es so weiter, dann grüss Gott, er trinkt. Im fünfundachtzig, sagt der Luis, der grosse Stein war fast ganz unter Wasser, Gopfertammi, und hier drin sassen wir mit dem Wasser bis […]

Ustrinkata

Habt ihr den Rhein gesehen, fragt der Otto, jetzt ist dann mal gut, gell, der grosse Stein ist zur Hälfte im Wasser, und regnet es so weiter, dann grüss Gott, er trinkt. Im fünfundachtzig, sagt der Luis, der grosse Stein war fast ganz unter Wasser, Gopfertammi, und hier drin sassen wir mit dem Wasser bis zu den Knien, im siebenundachtzig war das, sagt die Tante, man hätte Gold waschen können am Stammtisch, sagt der Otto, wären sicher noch ein paar Gebisse mit Goldzähnen im Sieb hängen geblieben, nachdem Gott die Hänge gewässert hatte und das Wasser über den Friedhof zog, weil die Friedhofmauer nachgab und die Hälfte der Gräber aushob und mit hinunter ins Dorf schwemmte. Ja das Vermögen, das die Filomena im Mund herumtrug, sagt der Luis, das hätte ich gut gebrauchen können dann, die Hälfte meiner Kälber ertrank im Hochwasser, dass ich das Bauern beinahe habe sein lassen müssen danach, gegen die Posaunen Gottes kommt man halt nicht an, sagt der Otto, der Luis holt den Schnupftabak aus der Hosentasche, und auf der Brücke standen die Leute und schauten wie Japaner, er zieht den Schnupftabak hoch, buah, willst du auch, der Otto streckt seinen Handrücken hin, schauen heisst nicht, dass man auch sieht, sagt der Otto, der Luis steckt die Büchse in die Hosentasche, auch meine Grossmutter hatte es mitgeschwemmt, sagt er, haben wir aber erst zu spät gemerkt. Oha, sagt der Otto und holt den Schnudderlumpen aus der Hosentasche.

Die Tante legt den Zeitungsbericht vom Steinschlag zurück in den Schrank. Die Türe zur Küche geht auf, und auf der Türschwelle steht die Grossmutter. In der Hand hat sie ihr Gütterli mit Weihwasser und im Mund hat sie eine Zigarette. Lass den Seich, sagt die Tante und nimmt ihr die Zigarette aus dem Mund. Die Grossmutter hinkt hinüber zum Stammtisch, die Tante stützt sie dabei, wer ist denn heute gestorben, fragt die Grossmutter und bekreuzigt sich. Niemand, sagt die Tante, setz dich jetzt. Die Tante holt ihr einen Schnaps. Siehst du, sagt der Otto, bald hundert, und warum denk, er klopft auf den Stammtisch und zeigt auf den Alexi, zur Vesper einen Kirsch und du bleibst frisch wie ein Pantoffel. Kannst ja auch einen Tropfen Weihwasser reinschütten, wenn es dir denn um den Orapronobis geht, aber nur das Wasser reicht nicht, wo denkst du denn hin, wenn die Grossmutter nur Weihwasser trinken würde, sagt der Otto, ich sag’s dir, dann wäre sie durchsichtig wie Glas. Die Grossmutter steckt ihr Gütterli in die Tasche ihrer Strickjacke und setzt das Schnäpsli an. Meine Urgrossmutter ist hundertdrei geworden, und den Schnaps hat sie bis zuletzt in Ehren gehalten, sagt die Silvia und bläst den Rauch aus, sie konnte nicht mehr stehen, nicht mehr gehen, nicht reden, nicht sehen, und hören konnte sie am Schluss auch nichts mehr, aber dem Schnäpsli blieb sie treu, bis zum Seligabend, und vermutlich lässt sie sich den Schnaps auch nicht im Himmel nehmen. Alt wie Brot und Milch wäre sie wohl kaum geworden sonst, sagt der Luis. Als sie hundert war, sagt die Silvia, hat der Pfarrer, der alte Josefi noch, eine Mess für sie gehalten, um Gott zu bitten und die heilige Maria und ihre ganze Onturasch, dass sie sterben dürfe. Aber kasch tenka, grad noch drei Jahre draufgelegt hat sie, für die Heilige Dreifaltigkeit und aus Trotz, hundertdrei, halb tot, halb Stein. Ha, fragt die Grossmutter.

Der Alexi will aufstehen, nichts da, sagt der Luis, oh darf ich nicht mal mehr schiffen gehen, der Cleveri, ist halt mit allen Wassern gewaschen, sagt der Otto, so verschlagen sind wir denn auch. Wer nicht trinkt, der muss auch nicht seichen, sagt der Luis. Jetzt lass ihn, sagt die Tante, muss ja nur Wasser lassen, nicht dass er mir in die Hosen macht wie der Georg, ist auch schon Jahre tot, wer ist gestorben, fragt die Grossmutter, niemand, sagt die Tante und steckt sich eine neue Mary Long zwischen die Lippen, ich habe geträumt, sagt die Grossmutter, das Ross sei im grünen Gras am jungen Rhein gestorben, es lag da ganz müde und tot, die Tante bläst den Rauch aus, der Georg also, sagt die Tante, der sass jeweils da auf dem Bänkli, immer auf dem gleichen Platz, ganze Nachmittage sass er da und sagte nichts, und wenn er genug intus hatte, zog er den Kopf in die Schultern, und gestorben ist er auf der Toilette, sagt die Silvia und hält das brennende Zündhölzchen der Tante hin, hatten ja auch alle gestaunt, dass er plötzlich auf die Toilette wollte, wo er doch nie ging, sie zündet ihre Select an, nur dass er nicht mehr zurückkam. Dann gib noch einen Quintin, sagt der Luis zur Tante. Ist denn heute niemand gestorben, fragt die Grossmutter. Noch ist niemand gestorben heute, sagt die Tante, willst du noch einen Schnaps, ha, fragt die Grossmutter, ich bringe dir noch einen, und wir stossen auf den heiligen Antonius an. Wo habe ich nur meine Hostien hingelegt, fragt die Grossmutter, und die Tante steht auf.

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In der Dämmerung

Aro jault. Der Motor dröhnt. Riesige Räder wirbeln Staub auf. Ich schreie auf, strauchle weg, knie neben Aro im Feld. Eine hässliche Wunde. Er blutet. Ein Bein ist verdreht. Es zieht in meiner Brust. Ein Schwindel erfasst mich. Alles verwischt. Ich sehe Mutters Kopftuch vor mir. Rot war es. Rot wie der Plastikeimer draussen vor […]

Mer gönd i d Badi

«Schaaaaatz, bringsch mer nöd en Plastiksack?», hät d Nadine usem Schloofzimmer grüefft. Mer händ i d Badi wölle. I ha mini Waar scho lang packt ghaa. Aber d Nadine hät äbe zersch no müesse epiliere. «Okay», han i gseit, und bi im Chuchischrank en Plastiksack go suache. Si wüssed jo, wi da isch, en Sack […]

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