Brief aus dem Tessin (dodici)
«‹Il fondo del sacco› erzählt die Geschichte des jungen, im frühen 20. Jahrhundert geborenen Tessiners Gori Valdi und seines Lebens zwischen Cavergno, einem 400-Seelen-Dorf im Maggiatal, und Amerika, wohin ihn wie so viele andere Landsleute der Traum von einer besseren Zukunft führt.» So beginnt das Vorwort von Matteo Ferrari und Mattia Pini zur jüngst erschienenen Neuausgabe […]
«‹Il fondo del sacco› erzählt die Geschichte des jungen, im frühen 20. Jahrhundert geborenen Tessiners Gori Valdi und seines Lebens zwischen Cavergno, einem 400-Seelen-Dorf im Maggiatal, und Amerika, wohin ihn wie so viele andere Landsleute der Traum von einer besseren Zukunft führt.» So beginnt das Vorwort von Matteo Ferrari und Mattia Pini zur jüngst erschienenen Neuausgabe dieses Klassikers der Tessiner Literatur: «Il fondo del sacco» von Plinio Martini (1923–1979), auf Deutsch unter dem Titel «Nicht Anfang und nicht Ende» erschienen. Diese überfällige, hervorragende Neuausgabe wurde nicht nur Seite um Seite mit zahlreichen Anmerkungen versehen, sondern auch mit einer umfangreichen Einführung, einer Chronologie zum Leben des Schriftstellers, einer Bibliographie und einem Bildanhang ausgestattet. Eine elegante und wichtige Neuausgabe dieses Buchs, das junge und weniger junge Leser seit Generationen inspiriert.
Hinweisen möchte ich auch auf den kompakten Erzählband «Cartoleria Buccellati – Dodici racconti» (erschienen im schönen Verlag tipografia helvetica) des so zurückhaltenden wie versierten Tessiner Journalisten und Schriftstellers Oliver Scharpf: eine skurrile Sammlung von Kurz- und Kürzesterzählungen – Splitter aus dem Alltag, Einzelbilder aus dem Leben, aus vergangenen und gegenwärtigen Existenzen. Eine leise Melancholie, eine Sehnsucht nach dem Vergangenen schwebt über diesem jüngsten Werk Scharpfs, etwa wenn in «Non c’è molto altro» einer der vielen Protagonisten stehen bleibt und das verschandelte Lugano betrachtet, das Panorama einer Stadt, die immer enger zugeschnürt wird von all den Häusern, die sich um den See drängen wie müde Passanten.
Nicht verpassen sollte man auch den Barcelona-Krimi «Il cielo di domani», erschienen bei Fontana Edizioni: das Werk des höchst vielversprechenden jungen Tessiner Schriftstellers Luca Brunoni.
Andrea Bianchetti
ist Dichter und arbeitet als Kritiker für RSI (Rete Due). Er ist auch Redaktor der Literaturzeitschrift «Cenobio» und lehrt Italienische Literatur an verschiedenen Tessiner Gymnasien. Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Sauser.
Aus dem Italienischen übersetzt von Barbara Sauser.