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Brief aus dem Tessin (due)

Kürzlich stand das literarische Tessin wieder ganz im Zeichen von «ChiassoLetteraria», dem Literaturfestival, das jedes Jahr in Chiasso stattfindet – und bei dem sich dieses Mal alles um das vielseitige Thema «Veränderung» drehte. Unter den zahlreichen nationalen und internationalen Gästen, die während dieses intensiven Festivals (vom 29. April bis 3. Mai) zu Wort kamen, waren […]

Kürzlich stand das literarische Tessin wieder ganz im Zeichen von «ChiassoLetteraria», dem Literaturfestival, das jedes Jahr in Chiasso stattfindet – und bei dem sich dieses Mal alles um das vielseitige Thema «Veränderung» drehte. Unter den zahlreichen nationalen und internationalen Gästen, die während dieses intensiven Festivals (vom 29. April bis 3. Mai) zu Wort kamen, waren auch der Tessiner Autor Fabio Pusterla und der italienische Übersetzer Franco Buffoni. Die beiden diskutierten über das Thema «Übersetzen». Und fragten sich: Verändert sich ein Text, wenn er übersetzt wird? Ja, natürlich, waren die beiden sich einig – Übersetzungen sind immer auch Schöpfungen. Aber: wie viel «Original» geht dabei verloren? Eine Antwort auf diese grundlegende Frage suchten die beiden in den faszinierendsten Prosapassagen von Seamus Heaney und Philippe Jaccottet, die zuerst im Original und danach auf Italienisch vorgelesen wurden. Buffoni merkte an, dass vor allem der «Sound» des Originals (Alliterationen, Onomatopoesie – die sprachliche Nachahmung von aussersprachlichen Schallereignissen usw.) nicht immer 1:1 übersetzt werden könne. Gleiches gelte für Wortspiele, deren Entsprechungen in der Zielsprache leicht abwichen – oder gar nicht existierten. Damit also das Fremde das Eigene werde und umgekehrt, sind Abstriche beidseits der Sprachgrenze angezeigt – was keinesfalls ein qualitatives Urteil ist.

Dazu passend und hochaktuell: noch ein Wort zur Neuauflage von «Tra dove piove e non piove» (Armando Dadò editore), dem ersten Roman von Anna Felder (1970). Es ist die berührende Geschichte einer blutjungen italienischen Lehrerin, die ihre Heimat verlässt, um sich in Aarau um Gastarbeiterkinder zu kümmern. Ein dichtes, intimes und von Federico Hindermann damals schon ins Deutsche übersetztes Buch. Ein Werk, das man gerade heute allen jungen Leuten wieder ans Herz legen möchte, denn es zeigt, wie essenziell die ausländischen Arbeitskräfte für den Aufbau der heutigen Schweiz -waren und sind.

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