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Editorial 09

Das Literaturjahr 2012 war für die Schweiz auf den ersten Blick kein besonders gutes. Und wenn ich das hier so nonchalant schreibe, meine ich nicht den demokratisch gespülten Buchpreisbindungsvorstoss im Februar, sondern die erzählerische Qualität der helvetisch-belletristischen Neuerscheinungen dieses Jahres. Die Menge an aussergewöhnlichen, an uns Lesern lange nagenden oder uns einfach nur blendend unterhaltenden […]

Das Literaturjahr 2012 war für die Schweiz auf den ersten Blick kein besonders gutes. Und wenn ich das hier so nonchalant schreibe, meine ich nicht den demokratisch gespülten Buchpreisbindungsvorstoss im Februar, sondern die erzählerische Qualität der helvetisch-belletristischen Neuerscheinungen dieses Jahres. Die Menge an aussergewöhnlichen, an uns Lesern lange nagenden oder uns einfach nur blendend unterhaltenden Erzählungen aus der Schweiz ist 2012 leider überschaubar geblieben. Einige Ausnahmen, etwa Ursula Frickers Ausser sich, Christian Krachts Imperium, Joël Dickers La vérité sur l’affaire Harry Quebert oder auch die endlich erschienene Übersetzung von Olivier Silligs Skoda, bestätigen bloss die Regel. Die Vergabe des Schweizer Buchpreises an Peter von Matt und sein analytisch wie stilistisch hervorragendes, aber eben nicht belletristisches Kalb vor der Gotthardpost (S. 27) ist vor diesem Hintergrund keine Überraschung, sondern nur folgerichtig.

Unter dem Radar der grossen deutschsprachigen Feuilletons, und ebenso leider unter dem Radar vieler Buchhandlungsbesucher, existiert aber in der Schweiz eine beachtliche literarische Biodiversität, die – wenn auch vielleicht noch nicht immer perfekt lektoriert oder vermarktet – Grund zu Optimismus bietet. Ein Beispiel? Christian Uetz (S. 7)! Uetz, der fleissigste Philopoet des Landes, ist – obschon kein echter Geheimtip mehr – ein Paradebeispiel für einen dieser «Unsichtbaren» der Schweizer Literatur: Für ihn zählt Qualität statt Quantität, er beackert mit Herzblut seine Nische, findet seine Leser – und muss doch stets seine Rezensionen erbibbern und dann erst noch was hinzuverdienen. Er ist nicht der einzige.

Für die vorliegende Ausgabe des «Literarischen Monats» baten wir einige gut vernetzte Akteure des Literaturbetriebs, ihre Geheimtips mit Ihnen, liebe Leser, zu teilen. Wir fragten: Mit wem ist zu rechnen? Und siehe da: Herausgekommen ist ein subjektives Destillat eines mehrheitlich (noch, immer noch – oder wieder) unbekannten literarischen Zukunftspotentials der Schweiz (ab S. 6). Mal mit Augenzwinkern, mal angemessen ernst, mal erotisch, mal vergeistigt, mal alles zusammen. Lassen Sie sich überraschen!

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