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Flurina Badel

Ausgezeichnet für ihr Werk «tinnitus tropic».

Flurina Badel
Flurina Badel, fotografiert von Younès Klouche/BAK.

Zu Badels ausgezeichnetem Werk «tinnitus tropic» (editionmevinapuorger, 2019):

Man stelle sich vor: Es ist Sommer, die Sonne brennt, die Luft flimmert über dem Teer. Das lyrische Ich aus dem Gedicht «plasticarias schmaridas» fährt auf einer Strasse, seine Hand «ficht» mit dem Fahrtwind, es sieht den «ausgebleichten Plastik», die in den Asphalt gebrannten Bremsspuren, die verendeten Kadaver. Beinahe körperlich spürbar werden Hitze, Trägheit, Langeweile, ein schleichend sich breit machendes Unwohlsein. So beginnt der Gedichtband «tinnitus tropic» von Flurina Badel. Die 1983 geborene Autorin, Radiojournalistin und bildende Künstlerin lebt in Guarda, einem kleinen Dorf im Engadin. Ihre Sprache ist radikal und direkt – es ist ein modernes Vallader, das keine Harmonie sucht, kein Alpenglühen, sondern angekommen ist in der Moderne mit all ihren Widersprüchen und Ungereimtheiten. Denn Irritation ist es, wenn plötzlich zwischen den Kadavern das Meer in den Blick kommt: «guarda il mar / che vista infernala.» Und die 49 Gedichte des Bandes sind allesamt kleine Störungen, ein Tinnitus im Ohr eben, aber kein lästiger, sondern ein tropisches Flirren von verwirrender Schönheit. (ar)

Ein Zitat aus dem Werk:

 

plasticarias schmaridas
daspö il restostrada

meis man our da fanestra
scrima cul vent

uras sabladas in flettas
sül strich da catram

frenadas qua e
là cadavers
briclan davant ils ögls

guarda il mar
che vista infernala
lung bos-chom ornà pastel

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