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Daniel Mezger, zvg.

«Herr Mezger,
ist Schreiben nicht ein
sehr einsamer Beruf?»


Gerade habe ich eine überlange und nicht gänzlich unlustige Nichtantwort auf obige Frage verfasst und hierfür einen Klischeeschriftsteller beschrieben, der wie ein abgehalfterter Film-noir-Detektiv durch den Tag geistert, Rotweinkater, weil Alleintrinker, im Café das Tischchen gleich neben dem Durchgang zum Klo, weil die Berufstätigen die Restplätze bereits mittagessend besetzen; seine kreative Nahrung: die Nichtzugehörigkeit zur Restwelt.

(Zitat: «Auf der Papierserviette notierte er die ersten zwei Zeilen eines Sonetts, in dem er die Werktätigkeit als solche verdammte,
fand dann aber keinen Reim auf: Ihr öden Wichser, ihr.»
)

Dann wurde entschieden, den Text zu löschen.

Von wem?

Von mir.

Einen Beruf, in dem man das tut, was ich tue, also allein rumsitzen, das Blinken des Cursors anstarren, Texte tippen, Texte löschen, neue Texte tippen, einen solchen Beruf stelle auch ich mir einsam vor.

Aber wenn ich einen Beruf hätte haben wollen, wäre ich nicht Schriftsteller geworden.

Schriftsteller geht so: Ich knoble an meinem Zeug rum, spiele, probiere, scheitere zwischenzeitlich und leide dran, scheitere zwischenzeitlich nicht und freue mich.

Nur bei Auftragstexten kommt diese Einsamkeitsahnung manchmal angeschlichen. Resultierend aus: dem Unmut, weil man von irgendwem zu einem Thema verknurrt wurde; dem Ärger, dass man überhaupt ja gesagt hat; der Unlust, Zeit und Gedankenraum freizugeben für etwas, das mässig interessiert. Plus der pubertäre Widerwillen, nun genau das abzuliefern, was gefordert wurde. Und dazu die Frage: Warum mache ich das eigentlich? (Weil sie dich dafür bezahlen, du Dummkopf!)

Normalerweise aber weiss ich, warum ich hier sitze. Ich will mein Ding machen. Ich mache mein Ding. Und erst, wenn ich fertig bin, lasse ich wen lesen.

Aber vielleicht bin ich auch der Falsche für diese Frage.

Ich komme recht gut mit mir klar.

«Der Schriftsteller las die Zeitung, prüfte die Weltlage, die Lage war schlecht. Danach war es Zeit, sich ans Werk zu machen. Das Werk war gut. Alle, die es gelesen hatten (er), bestätigten das.»

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