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Jasoom!

Jasoom!
Nora Gomringer, photographiert von Judith Kinitz.


Jasoom. Das ist die Erde. Barsoom ist der Mars. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Das Leben des John Carter spielt sich mehr oder weniger unfreiwillig zwischen den Planeten ab, seit diese Wahrheiten 1911 Eingang in die Science-Fiction-Literatur erhielten. Edgar Rice Burroughs hat sich die Mars-Saga ausgedacht und Walt Disney hat sie gerade verfilmt. Neben den unsterblichen Frank Herbert-Phantasien, die auf dem fiktiven Planeten Dune (wie Mars ein Wüstenplanet) lebendig wurden, sind Burroughs’ Visionen wohl die bekanntesten literarischen Planetenutopien.

Naja, natürlich steht auch das «Star Wars»-Universum des George Lucas in den Fixsternen. Planeten sind prima zur Narrationsjonglage. Schon in Dr. Seuss’ «Horton Hears a Who!» ist es ein runder Blumenkopf, auf dem ein ganzes Völkchen lebt und sich dem Elefanten und Retter Horton einschmeichelt. Rund sind diese Himmelskörper auf den ersten Blick. Die Physik erklärt: Ellipsen sind’s und wir nicken und denken…trotzdem rund. Damit auf den Planeten das Denken auch mal die Richtung ändern kann. Der Spruch von Francis Picabia, der in Studenten-WGs alle Generationen wieder auftaucht, funktioniert ja eigentlich nur für geschlossene (Kopf-)Systeme. Aber so ein Planetenball, ein Erden-Mars-Jupiter-Rund lehrt hin und wieder vollstens die Ehrfurcht vor künstlerischer Schöpfung.

Ob vielarmige Marsmenschen aus einer Art Bronzezeit mit reflektorenbeflügelten Söldnerlibellen-Luftschiffen kämpfen oder wie auf Dune das Spice und die Sucht nach dem Suchtstoff und dessen Ernte alles bestimmen – auf der Erde geht es ganz ähnlich zu. Und darüber schreiben die fleissigen Autoren. Es kracht im Imperium, dem Mann kehlt es nach Ruhm und durch Feuchtgebiete und andere Biotope führen uns Axolotl und Roche(n). Gerade schiebt sich ein Giraffenhals durchs Fenster in der Biologiestunde und auf den englischen Bestsellerlisten lebt ein kleiner Junge in einem einzigen Zimmer, das ihm sein ein und alles ist: ein One-Room-Universe. Darin gibt es übrigens eine runde Dachluke panzerverglast. Da sieht man den Mond so schön, wenngleich man nie wirklich weiss, ob er nicht eigentlich aus morschem Holz, Käse oder einfach eine teilschattige Junggesellenbude ist. Der Blick hinauf lohnt sich immer. Spekulieren ist Autorengeschäft.

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