Ausser Spesen nichts gewesen
Zwei Monate nachdem ich eine bescheidene Spesenabrechnung eingereicht hatte, dachte ich, Nachfragen beim kantonalen Arbeitgeber könne ja nicht schaden. Auf meine Anfrage hin schrieb ein erstes Büro einem zweiten Büro, ich sei der Meinung, dass mir die Spesen noch nicht ausbezahlt worden seien. Ob man das bitte kurz überprüfen könne. Sorry für die Umstände! Das zweite Büro schrieb dem ersten Büro freundlich zurück, die Spesenauszahlung betreffe wohl ein drittes Büro, an welches die Anfrage nun weitergeleitet worden sei. Besten Dank fürs Melden! In der Zwischenzeit züchtete das erste Büro Bonsaipalmen und dachte dann – nach einem Monat – daran, mal zu fragen, ob denn bei mir nun etwas angekommen sei. Nichts sei angekommen, meldete ich zurück. Nun wurde das erste Büro etwas unruhig und kontaktierte ein viertes Büro mit dem Hinweis, dass ich nun wirklich seit langem auf mein Geld warte, und der Frage, ob dem dritten Büro nicht vielleicht Beine zu machen seien? Immerhin: der Chef des vierten Büros meldete sich sofort. Herr Beat Batzenklemmer sagte, er danke mir von ganzem Herzen für die Rückmeldung in dieser Spesengeschichte. Er sei wohl darüber informiert, dass es beim «Rechnungsworkflow» zu gewissen Stauungen gekommen sei. Nicht bewusst sei ihm hingegen gewesen, dass es bezüglich der Spesen ebenfalls Probleme gebe. Danach verreisten alle vier Büros vier Wochen in den wohlverdienten Sommerurlaub. Und ich schickte die erste Mahnung.
Herr Batzenklemmer kam braungebrannt aus dem Urlaub zurück und teilte mir mit, er habe noch vor seiner Abreise die Abrechnung ausgelöst und also dem dritten Büro übergeben. Bei einer von ihm durchgeführten, neuerlichen Recherche habe sich aber herausgestellt, dass die Abrechnung aufgrund von Ferienabsenzen liegengeblieben sei. Dies tue ihm sehr leid und er entschuldige sich im Namen aller vier Büros bei mir.
Ein halbes Jahr war vergangen. Die Verwaltung des Kantons, einer derer übrigens, die bloss dank des interkantonalen Finanzausgleiches noch nicht völlig pleite sind, hielt das niedrige Dienstleistungsniveau. Herr Batzenklemmer, der inzwischen seine Bräune in den Herbstferien aufgefrischt hatte, sagte mir, mittlerweile habe sich herausgestellt, dass die benannte Spesenzahlung an einen anderen Michael Stauffer ausbezahlt worden sei, ein fünftes Büro, eines ganz, ganz weit oben, kümmere sich nun prioritär um eine richtige Überweisung und habe zudem versprochen, dass der Betrag spätestens in zwei Wochen auf meinem Konto sei. Man müsse aber einen neuen «Workflow» starten, da der andere «Workflow» bereits abgeschlossen und ausserdem in Richtung der falschen Person Stauffer gelaufen sei. Aus reiner Neugierde habe ich dann beim anderen Michael Stauffer nachgefragt, ob denn er von den verschiedenen Büros aufgefordert worden sei, das Geld zurückzuüberweisen. Und falls nicht, ob er mich nicht zum ausgiebigen Essen und Trinken einladen könne, damit ich wenigstens so auf meine Kosten komme. Ich habe weder von ihm noch von Herrn Batzenklemmer, noch von einem der kantonalen Büros je wieder gehört, geschweige denn einen Rappen erhalten.
Eine grobe Schätzung meinerseits hat nun ergeben, dass acht Personen mindestens je zehn Minuten an dieser fehlgeleiteten Überweisung gearbeitet haben müssen. Bei Vollkostenrechnung entspricht das grob geschätzten 200 CHF. Die Spesenrechnung belief sich auf denselben Betrag. Sei es drum, dachte ich mir für einmal. So wird heute die Wirtschaft angekurbelt.