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Pedro Lenz: «Der Keeper bin ich»

Pedro Lenz:
«Der Keeper bin ich»

 

Der Keeper hat gerade ein Jahr Knast in Witzwil hinter sich, als er, zurück in seinem Heimatdorf Schummertal, beschliesst, einen Kaffee mit Schuss zu sich zu nehmen. Im «Maison» bedient die Regula, kurz Regi genannt, dort verkehren sein alter Schulfreund Uli, der Stofer Martin, der Paule und all die anderen Typen. Fast alle haben mit den «Giftgeschichten» zu tun, die den Keeper ins Gefängnis gebracht haben. Warum das so kommen musste, ist das Hauptthema dieses Romans aus dem ländlichen Drogenmilieu, dessen Protagonisten, inklusive des Zivilfahnders Gross, mit Witz und nicht ohne Sympathie gezeichnet werden. Ohne dass sie dem Leser ans Herz wachsen. Denn sie köcheln alle im eigenen Saft und kommen nicht heraus aus einem labilen Soziotop, das man als Leser akzeptieren, aber kaum lieben wird.

Der Keeper versucht sich am Neuanfang, das bedeutet: an regelmässiger Arbeit. Wenn nur das Trinken nicht wäre! Und die Regula. Und die ganze zukunftsorientierte moderne Welt. «Wenn es hinten besser ausschaut als vorne, dann schaue ich lieber nach hinten», sagt der Keeper, dem ein Psychiater «auffällige verbale Aggressivität bei gleichzeitiger Konfliktunfähigkeit und ausgeprägter Neigung zur Problemverdrängung» attestiert hat. Dass ausgerechnet der erfolglose «Grämmchendealer» Stofer ein Haus an der spanischen Atlantikküste geerbt haben will, lässt ihn dann doch aufhorchen. Was ist da wirklich passiert? Irgendwie gelangt er mit Regula nach Spanien – und erfährt natürlich, dass Stofers Geschichte hinten und vorne nicht stimmt. Und Schritt für Schritt bringt er das Drogengeschäft ans Licht, das ihn ein Jahr Witzwil kostete.

Raphael Urweider hat den Roman Der Goalie bin ig seines Freundes Pedro Lenz aus dem Berner Dialekt ins Hochdeutsche übersetzt. Was im Ganzen gelungen, aber nicht gänzlich unproblematisch ist. Die weitgehend einsträngig-lineare, oft inneren Monologen der Hauptfigur folgende Erzählperspektive zwingt den Leser, das gesamte Romangeschehen immer nur mit dessen Augen wahrzunehmen. Der Dialekt des Ursprungswerks sorgte dafür, dass der Leser diese Konstellation mit augenzwinkerndem Genuss «erlesen» konnte. Nun wird zwar immer noch viel gesoffen, geraucht und herumphilosophiert in diesem Roman, doch erscheint die dargestellte Welt eigenartig bieder, einschliesslich der unglücklichen Liebesgeschichte. Pedro Lenz hat eine sozial, mental und lokal begrenzte Schweizer Unterhaltungsstory der gehobenen Kategorie verfasst. Im Dialekt war sie ein Renner, auch auf Hochdeutsch wird sie ihr Publikum finden. Richtig mitreissend ist sie nun aber nicht mehr.

Pedro Lenz: Der Keeper bin ich. Zürich: Bilger, 2012.

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