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Editorial #16

Liebe Leserinnen und Leser Der österreichische Schriftsteller Alexander Roda Roda, einer der grössten Humoristen und Satiriker seiner Zeit, sagte einmal: «Als Schweizer geboren zu werden ist ein grosses Glück. Es ist auch schön, als Schweizer zu sterben. Doch was tut man dazwischen?» Was antworten Sie? Arbeiten? Sparen? Auswandern? Was auch immer man als Schweizer entgegnen […]

Editorial #16

Liebe Leserinnen und Leser

Der österreichische Schriftsteller Alexander Roda Roda, einer der grössten Humoristen und Satiriker seiner Zeit, sagte einmal: «Als Schweizer geboren zu werden ist ein grosses Glück. Es ist auch schön, als Schweizer zu sterben. Doch was tut man dazwischen?»

Was antworten Sie? Arbeiten? Sparen? Auswandern? Was auch immer man als Schweizer entgegnen mag, «Lachen» gehört wohl nicht zu den Top Ten der naheliegenden Konter. Kaum irgendwo wird deshalb der Humor öfter zur Fahndung ausgeschrieben als zwischen Basel und Chiasso, sei es in auflagenstarken Einwandererratgebern mit Titeln wie «Exgüsi» oder «Überleben in Zürich», in testosterongeschwängerten «Humordiskussionen» um flache TV-Sketche oder im Hinblick auf die Literaturgeschichte. Dumm bloss, dass man sich vor solchen Diskussionen selten Gedanken darum macht, was das eigentlich ist, Humor.

Verstehen wir Humor als Sammelbegriff für alles Komische oder Lustige, so stellen wir fest: die Schweiz müsste ein Paradies für Spassvögel sein, schliesslich geht es – öffentlich wie privat – nicht selten «komisch» zu in diesem Lande. Für das lauteste vergemeinschaftende Lachen der letzten Jahre verantwortlich zeichnete ja passenderweise auch ein Bundesrat, der dem Wort «Bündnerfleisch» eine überflüssige Vorsilbe verpasste. Über verbindende Versprecher hinaus aber stiftet Komik hierzulande kaum Gemeinschaft: Von Gotthelf bis Gantenbein, von Zorn bis Köppel – einen genuinen «Schweizer Humor» suchen wir auch seitens der hiesigen Autoren vergebens. Und haben – notabene – im Tessin, in der Romandie und hinter den anderen Bergen noch gar nicht gesucht.

Daher vom Kollektiv zum Individuum: Humor ist, wie wir auf unserer Reise zum Schwerpunkt dieser Ausgabe herausfanden, wohl am ehesten eine individuelle Haltung: die Gabe, Unzulänglichkeiten der Welt und ihren Menschen mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Wer «Humor hat», offenbart Humanität und Weisheit. Und wer, wie die Schweizer, vor allem gern über sich selbst lacht, wie Studien zum hiesigen Humor immer wieder nahelegen, zeigt auch noch Sozialkompetenz und intellektuelles Niveau.

Das ist doch schon mal etwas.

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