«Herr Mezger,
wofür genau steht hier
eigentlich das Motiv des…?»
Kurze Liste der möglichen Motive und ihrer Bedeutung: Wasser bedeutet Leben, vor allem in trinkbarer Form, in Bächen wird dagegen ertrunken, dunkle Seeoberflächen bedeuten unaufgearbeitete Vergangenheit, in der meist auch wer ertrunken ist.
Handelt es sich beim Wasser ums Meer, bedeutet es Freiheit bzw. die Sehnsucht danach, es sei denn, in der Geschichte spielt Fischfang eine grosse Rolle, dann bedeutet das Meer Tod, mit dem gerungen werden muss.
Vögel bedeuten immer Freiheit, es sei denn, sie fallen vom Himmel, dann bedeuten sie göttliche Strafe. Greifen sie an, bedeutet es, dass Hitchcock kopiert wurde, aber auch dann bedeuten sie göttliche Strafe.
Mobiltelefone bedeuten Fortschritt und Gleichschaltung durch Technik, auch wenn sie bereits Fortschritt von vorgestern sind. Autoren von heute schreiben sie darum weiterhin nur widerwillig in ihre Bücher, und Protagonisten retten sich an Klippen hängend allzu selten durch die Rega-App.
Uhren bedeuten das unaufhaltsame Vergehen von Zeit und also Tod, und – nein, diese Liste wird einfach zu lang!
Aber apropos Symbole: vor einiger Zeit sass ich mit einer Freundin im Garten eines Cafés. Sie leidenschaftliche Tarkowskiverehrerin, ich hatte «Der Spiegel» nach einer zähen halben Stunde wieder ausschalten müssen. Ich steigerte mich gerade sehr schön in einen Generalverriss des Films: grässlich geschmäcklerisch und bedeutungsschwanger! Ich war just dabei, weitschweifig und wunderbar zugespitzt zu resümieren, dass daran dieser omnipräsente, schlicht nicht auszuhaltende Symbolismus schuld sei – als mir ein Vogel auf den Kopf fiel.
Er war wohl aus einem Nest gefallen oder er hatte da oben gewartet auf seinen Auftritt. Ein todesmutiger Tarkowskiverteidiger vielleicht, jedenfalls war mein Erschrecken gross, ebenso gross wie jetzt die Erleichterung, dass ich diese Anekdote endlich irgendwo unterbringen konnte!! Uff. Als Literatur wäre sie schlicht nicht zu gebrauchen. Selbst Tarkowski hätte sie aus seinem Film geschnitten. Na gut, der vielleicht nicht. Aber Sie verstehen schon, was gemeint ist, nicht?