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Text trifft Ton II

Die Schriftstellerin Julia von Lucadou und der Elektromusiker Thom Nagy kannten sich nicht. Dann schlug man ihnen vor, miteinander aufzutreten. Was passierte in der Verschmelzung von Text und Musik?


Klassische «Wasserglas-Lesungen» können sehr trocken sein. Ich finde das auch oft, wenn ich selbst lese: Da könnte man mehr draus machen, vielleicht fehlt da etwas.

Wenn man mit einem Buch alleine ist, taucht man beim Lesen in die Stimmung der beschriebenen Welt ein, in die Gefühle der Figuren. Man hat sein eigenes Tempo, blättert auch mal zurück. Das ist bei Lesungen nicht möglich. Denkt man einen Moment zu lang über eine Stelle nach, kann es sein, dass man abdriftet, hinterherhinkt. Mit Musik ist der Zugang zur Emotion und zur Atmosphäre des Buches schneller, leichter. Die Anfrage, auf der BuchBasel mit einem Musiker aufzutreten, fand ich entsprechend aufregend. Einmal hatte ich so etwas schon gemacht, in Köln, mit einem befreundeten Singer/Songwriter – bis heute eine meiner besten Leseerfahrungen.

Thom Nagys Elektromusik war wie für meinen aktuellen Roman geschrieben. «Die Hochhausspringerin» spielt in einer kalten, medial vermittelten Welt; es geht um Entmenschlichung durch Selbstoptimierung, die Angleichung des Menschen an die Maschine, die Faszination der Oberflächen. Eine Welt, die nicht ausschliesslich abstossend ist, sondern vor allem soghaft, verführerisch. Thoms Musik hat etwas von dieser Welt: Sie ist maschinell und klar, und sie zieht einen zu sich herein, entfaltet eine Sogwirkung. Man kann als Zuhörer nicht umhin, sich von seiner Musik anstecken zu lassen, sich in sie hinein «fallen lassen» – fallen lassen wie meine Hochhausspringerin.

Für die Performance mit Thom habe ich Textstellen zerlegt und neu zusammengesetzt, Sätze umgeschrieben. Ich habe versucht, den Aufbau des Textes und den Vortrag an die Musik, den Takt, den Rhythmus anzupassen. Mit Unterordnen hat das für mich nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Essenz der Texte wurde geschärft, nicht verwässert. Thom und ich kannten uns vor unserer Kollaboration nicht und hatten Glück, dass unsere Visionen davon, was entstehen sollte, so gut harmonierten. Dann aber gibt es nichts Besseres, um Literatur öffentlich zu performen.

Wie Thom Nagy das Aufeinanderprallen von Literatur und Musik in der Kollaboration mit Julia von Lucadou erlebt hat, lesen Sie hier.

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Stefan Bachmann, fotografiert von Maurice Haas / Diogenes Verlag.
Charlotte Brontë und das Nichts

Sein Debüt wurde in den USA ein Riesenerfolg, da war er gerade 20 Jahre alt. Weniger bekannt ist: Fantasy-Autor Stefan Bachmann ist auch ausgebildeter Musiker. Aber wie kommt jemand überhaupt auf die Idee, zu schreiben oder Musik zu machen?

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