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Literarischer Monat #37

 

Liebe Leserinnen und Leser

Die amerikanische Autorin Nell Zink, die das Cover dieses Heftes ziert, schrieb jahrelang nur für Freunde. Sie zog nach Deutschland, weil man in dortigen Studenten-WGs günstig leben konnte, promovierte in Medienwissenschaften und jobbte als dies und das. Bis sie irgendwann im «New Yorker» einen Artikel des Schriftstellers und Hobbyornithologen Jonathan Franzen über die Jagd auf Zugvögel im Mittelmeerraum las. Zink, die sich schon lange mit Natur- und Vogelschutz beschäftigte, befand, Franzen habe entscheidende Forschungsergebnisse unterschlagen – und schrieb ihm das. Ihre Gegendarstellung war offenbar so überzeugend und voller Verve, dass Franzen ihr nach einigen Mails empfahl, sie solle es mit Literatur versuchen. Nell Zink tat’s: In nur vier Wochen schrieb sie ihren ersten Roman und schickte ihn Franzen. «Der Mauerläufer» wurde – übrigens ohne die Mithilfe des berühmten Kollegen – ein Bestseller und Nell Zink eine der aufregendsten Debüt­antinnen des Jahres 2014. Da war sie 50 Jahre alt.

Zinks aussergewöhnliche Geschichte ist nur ein Beispiel für die vielen gewundenen Pfade, die zum professionellen, also: zum veröffentlichten, verlegten Schreiben führen können. Die «Ochsentour» über Zeitschriftenbeiträge, kleinere und grössere Wettbewerbe ist ein anderer, schon zielorientierterer. Eine gezielte Förderung und Vorbereitung auf das haupt- oder zumindest nebenberufliche Literatendasein wollen auch akademische Schreibausbildungen wie diejenige am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel bieten. Sie haben seit den 1990er Jahren massgeblich zur Professionalisierung des Literaturbetriebs beigetragen, und man darf sagen, sie arbeiten erfolgreich: die Absolventinnen und Absolventen gewinnen wichtige nationale und internationale Preise. Und doch waren die Institute – das deutet schon die leicht abschätzig klingende Bezeichnung «Schreibschulen» an – von Anfang an auch Kritik ausgesetzt.

Wie haben die Schreibstudiengänge den Literaturbetrieb und seine Suche nach neuen Talenten verändert? Und erfolgreiche Autoren hin oder her: Wie könnte man die Nachwuchsproduktion noch verbessern? Dieses Heft gibt Auskunft.

Dazu gibt’s frische Literatur von Peter Zimmermann – ehemaliger TREIBHAUS- und aktueller «Pegasus»-Gewinner (Stichwort: «Ochsentour») – und unserer geschätzten Kollegin Katja Schönherr.

Gute Lektüre!

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